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Dampfnudel oder Rahmstrudel als Highlights bei Konzert des Polizeiorchesters Bayern in Gebenbacher Pfarrkirche

Das Polizeiorchester Bayern löst seine Zusage ein und gibt nach exakt 26 Monaten Corona-bedingter Verspätung eindrucksvolles und unvergessliches Konzert in der Gebenbacher Pfarrkirche. Dampfnudel oder Rahmstrudel blieben jedoch die einzigen kulinarischen Programmzutaten des klassischen Großereignisses in dem kleinen Dorf.

Sie füllen normalerweise die großen Konzertsäle und Arenen dieses Landes und darüber hinaus, wenn Ihr Kommen avisiert wird. Die Musiker/innen des Polizeiorchesters Bayern unter der Leitung ihres Chefdirigenten Professor Johann Mösenbichler.

Diesmal war es jedoch anders. Das Orchester löste ein vor mehr als zwei Jahren gegebenes Versprechen ein und gastierte coronabedingt verspätet, anlässlich des 40-jöhrigen Gründungsjubiläums der Gebenbacher Blasmusik zu einem Benefizkonzert zu Gunsten derer Jugendarbeit in der Gebenbacher Pfarrkirche St. Martin. Lange hatte sich die Vorstandschaft und das Gebenbacher Orchester auf diesen Event vorbereitet und hin gefiebert. Einen Vorgeschmack konnte man bereits im vergangenen Jahr bekommen, als das Holzbläserensemble des Profiorchesters in einem Konzert die Zuhörer in die Welt der klassischen und konzertanten Musik entführte und Lust auf mehr versprühte. Die Gebenbacher Musiker mit ihrem Vorsitzenden Simon Lösch legten sich mächtig ins Zeug, um den Akteuren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Eine große Herausforderung war dabei, die notwendige, fast Einhundert Quadratmeter große Bühne in und vor den Altarraum der Pfarrkirche zu konstruieren, was man mit vereinten Kräften auch souverän meisterte. Große Augen machten dann die anwesenden Musiker, als am frühen Nachmittag des vergangenen Sonntags ein noch größerer LKW mit den Instrumenten und Equipment an der Kirche vorfuhr. Die Augen wurden nicht kleiner, als man begann mitzuhelfen, die Instrumente zu entladen und aus den Containern auszupacken. Jedes Orchester würde sich wohl glücklich schätzen, ein solch großes Arsenal an Instrumenten und Ausrüstung zur Verfügung zu haben. Das Polizeiorchester hatte aber auch fast alles an Instrumenten mitgebracht und weder an Personal, noch an Material, auch angesichts des vermeintlich kleinen Auftritts gespart. Nach einigen Stunden des gemeinsamen Aufbaus sowie einer Anspielprobe des Profiorchesters war es dann endlich soweit und Pfarrvikar Christian Preitschaft konnte des gesamte Polizeiorchester Bayern in der Pfarrkirche begrüßen.

Himmlische Klangfarben, unter dieses Motto hatte Professor Mösenbichler das Konzert gestellt und es sollte seinem Namen alle Ehre machen. Der Klarinettist und Saxophonist Peter Seufert führte als Moderator die Zuhörer sachlich souverän aber auch unterhaltsam durch das Programm. Gleich zu Beginn Intonierte das Orchester eine Toccata von Girolamo Frescobaldi. Dieser war ein Orgel- und Cembalo-Virtuose seiner Zeit und Organist am Petersdom in Rom. Das Stück hatte er ursprünglich für Orgel geschrieben.

Zu einem Höhepunkt des Konzerts kam es gleich mit dem zweiten Stück, dem Konzertstück Nr. 2 in f-Moll von F. Mendelssohn-Bartholdy, oder wie der Originaltitel lautet:  Ein großes Duett für Dampfnudel oder Rahmstrudel. Der Titel rührt daher, dass sich Mendelssohn-Bartholdy im Jahr 1831 einige Zeit in München aufhielt, wo ihm eine tiefe Freundschaft mit Heinrich Josef Bärmann und dessen Sohn Carl, die zu den bedeutendsten Klarinettenvirtuosen des 19 Jahrhunderts zählen, verband. Die bayerischen Spezialitäten schmeckten dem Komponisten so gut, dass er mit den beiden vereinbarte, dass er ihnen bei einem Besuch in Berlin ein Duo komponieren würde, wenn sie ihn dort mit Dampfnudeln oder Rahmstrudel bekochen würden. Gesagt, getan.  Ein Jahr später entstand das Stück, das zum Konzert in Gebenbach von zwei Virtuosen des Polizeiorchesters, nämlich Miriam Heim am Bassetthorn und Bernhard Karl an der Klarinette als Solisten überragend dargeboten wurde. Es war beeindruckend zu sehen und zu hören, wie die Solisten ihr ganzes Können an den Instrumenten zeigten und mit welch flinken Fingern die Läufe in dem Stück über das ganze Tonspektrum der Instrumente mit einer Leichtigkeit und Exaktheit gespielt wurden. Zurecht belohnten die Zuhörer dies mit einem tosenden Applaus. Es folgte das Stück Mass aus der Symphonie La Fiesta Mexicana aus der Feder von H. Owen Reed. Der zweite, etwas melancholische und mystische Satz trägt die Überschrift Messe. Glockenhell und Glockenrein vermittelten die Röhrenglocken den Zuhörern den Klang der Glocken einer altehrwürdigen Kathedrale.

Zwei Virtuosen auf ihren Instrumenten. Miriam Heim am Bassetthorn und Bernhard Karl an der Klarinette zeigten als Solisten ihr überragendes Können.

Sheltering Sky, schützender Himmel, welches Stück, wenn nicht dieses, sollte besser zum Thema des Abends passen? In einem Wunderbaren Klanggemälde zeichnet der Komponist John Mackey einen Himmel über der Wüste, dessen Farben sich im Laufe des Tages ändern, vermischen, auflösen und transparent werden. Mit geschlossenen Augen konnte man als Zuhörer bei diesem Stück den Eindruck von permanenter, niemals vollständig endender Bewegung unter dem schützenden Himmel bekommen.

Wo immer besondere Ereignisse stattfinden, kann die Musik unterstreichen, hervorheben und im besten Wortsinne instrumentalisieren. Genau das wollte der Komponist Marc van Delft mit dem Werk: Choral for a Solemn Occassion erreichen. Die Berufsmusiker des Polizeiorchesters entführten die Zuhörer in der nahezu vollbesetzten Kirche mit dieser Musik zu einem besonderen Moment bei einem feierlichen Anlass.

Lied ohne Worte, so nannte der Komponist Rolf Rudin, einer der wichtigsten Komponisten für Blasorchester in der heutigen Zeit sein 1997 komponiertes Werk. Es wurde von den Berufsmusikern im romantischen Klanggewand stimmungsvoll und meditativ vorgetragen.

Aus der Feder des amerikanischen Komponisten David R. Gillingham entstammt eine neu inspirierte Version des Stückes Be Thou My Vision. Er bringt dabei in einem zeitgenössischen Stil diese altirische Hymne in ganz neuem Gewand zur Geltung. Die Musiker taten das ihre dazu, damit dies im vollsten Sinne zutraf. Damit ging das äußerst kurzweilige und außerordentlich gelungene Konzert des Polizeiorchesters nach etwa 90 Minuten auch schon zu Ende.

Das Polizeiorchester Bayern unter der Leitung von Chefdirigent Professor Johann Mösenbichler wird nach dem äußerst gelungenen Konzertauftritt in der Gebenbacher Pfarrkirche von den Zuhörern mit tosendem Applaus bedacht.

Professor Mösenbichler bedankte sich bei den Zuhörern und forderte sie auf, auch künftig die musikalischen Vereine zu unterstützen, da diese eine enorm wichtige Aufgabe für die Gemeinschaft und eine keinesfalls zu vernachlässigende soziale Komponente untereinander vermitteln würden. Mösenbichler hatte auch die eindeutigen Signale der Zuhörer verstanden, welche das Orchester keinesfalls ohne Zugabe entlassen wollte und kam den Wunsch gerne nach.

Text und Bilder: Wolfgang Schöpf